Sie haben einen Igel gefunden? Hier möchte ich Ihnen hilfreiche Tipps zur Erstversorgung geben. Wichtig ist es das Sie den Igel als erstes erst einmal genau unter die Lupe nehmen. Viele Igelkinder sind mit Maden und Flöhen besät. Dadurch dass die Kleinen auskühlen, setzen sich die Fliegen auf die Tiere und legen ihre Eier ab. Bitte entfernen Sie die Eier, Maden und Flöhe umgehend.

Bei den Flöhen wird immer wieder festgestellt, dass diese nicht an den Menschen gehen, also keine Angst. Keine Spot-ON verwenden oder andere Mittel, die allermeisten sind tötlich für den Igel! Leider ist es oftmals auch so, dass die Maden sich schon in das Tier reingefressen haben, in diesem Fall kontaktieren Sie bitte schnellstmöglich eine Wildtierstation oder fahren Sie zu einem Tierarzt.

Erstunterbringung und Wärme:

Danach ist es erst einmal wichtig, dass der Igel wieder warm wird. Seine Körpertemperatur sollte 36 Grad betragen. Auch hier ist es wichtig, dass ein Igel Kind erst frisst wenn es warm ist. Geben Sie dem Igel Nahrung wenn er noch ausgekühlt ist, versagt leider sehr oft der Kreislauf und das Tier stirbt. Also immer erst füttern, wenn das Tier Körpertemperatur hat. Dies gilt auch für alle anderen Tiere. Legen die den Igel in einen kleinen Karton oder Transportbox mit einem Handtuch, nehmen Sie eine Wärmflasche oder eine andere Wärmequelle (Kirschkernkissen, Einweghandschuh mit warmen Wasser gefüllt, zwei PET-Flaschen), bitte kein Rotlicht, dies trocknet die Tiere nach und nach aus und setzen Sie den Igel auf das Handtuch mit der darunterliegenden Wärmequelle.

Wenn er aufgewärmt ist, wiegen Sie den Igel. So kann man schnell sein Alter feststellen. Falls Sie keine Waage haben, schauen Sie ob er schon Zähnchen hat, wenn nicht muss er auf jeden Fall noch Aufzuchtsmilch bekommen.

Gewicht und ca. Altersangaben:

2-7 Tage Gewicht:  ca. 20gr. – 37gr.

8-14 Tage Gewicht:  ca. 40gr. – 65gr. Augen öffnen sich

15-19 Tage Gewicht: ca. 70gr. – 95gr. Beginnen selbst zu fressen

20-22 Tage Gewicht: ca. 100gr. – 130gr. Zähnchen kommen

Ernährung:

Bitte geben Sie dem Igel NUR Katzenaufzuchtsmilch (keine Katzenmilch) als Beispiel von Royal Canin oder Ziegenmilch zu trinken. Bitte mischen Sie das Pulver nach Herstellerangaben, die Trinkfertige Nahrung sollte immer 39Grad bei der Fütterung haben. Niemals KUHMILCH! Starten Sie keine Selbstversuche wie, Babymilch oder Kondensmilch. Sie schaden dem Tier mehr als Sie helfen.

Die ersten Fütterungen sollten aus ganz dünner Aufzuchtsmilch bestehen. Viele Tiere sind dehydriert und müssen erst einmal wieder ihren Flüssigkeitshaushalt auffüllen. Dazu können Sie eine 2ml Spritze, natürlich OHNE NADEL nehmen, und mischen ein wenig Traubenzucker mit Wasser. Am besten geeignet sind fertige Elektrolymischungen, die Sie in der Apotheke erwerben können. Als Beispiel Elotrans oder Ringerlösung. Geben Sie dem Igel max. 2ml, ganz langsam. Wenn die Flüssigkeit bei dem Igel aus der Nase wieder rauskommt, haben Sie zu schnell gefüttert. Dies sollte auf keinen Fall passieren, denn dann ist das Risiko einer Lungenentzündung sehr groß. Lassen Sie sich bitte Zeit.

Nach dem trinken ist es wichtig den Urin zu stimulieren. Dazu können sie ein Kosmetiktuch nehmen, tauchen Sie das Tuch in ein wenig warmes Wasser und gehen Sie mit dem Tuch immer und immer wieder über den After und die Geschlechtsteile. Bitte keinen Druck ausüben. Machen Sie das solange bis das Tier uriniert hat.

Danach müssen Sie den Bauch des Igels massieren. Dies ist wichtig für die Kotabsetzung. Dazu nehmen Sie den Igel am besten in die linke Hand in Rückenlage und streichen mit Ihren drei mittleren Fingern der rechten Hand den Bauch des Igels. Immer von der Mitte bis zum Geschlechtsteil. Auch hier ist es wichtig keinen Druck auszuüben. Massieren Sie bitte mindestens 3 Minuten.

Trinkmengenberechnung:

Die Futtermenge sollte pro Tag, über 24 Stunden verteilt ca. ein viertel des Körpergewichts betragen. Bis sich Augen und Ohren geöffnet haben, verabreicht man dem Igel tagsüber acht und nachts zwei Mahlzeiten. Schrittweise wird die Anzahl der Mahlzeiten reduziert, die jeweilige Nahrungsmenge erhöht. Säuglinge mit einem Gewicht von etwa 100 g erhalten nur noch 5 Mahlzeiten.

Wenn der Igel anfängt selbst zu fressen, stellen Sie zusätzlich ein Schälchen mit Milch in die Box. Auch können Sie zu diesem Zeitpunkt anfangen Rührei (ohne Gewürze) und Katzenfutter anzubieten. Bitte achten Sie bei dem Katzenfutter darauf dass es einen hohen Fleischanteil hat.

Ab ca. 30 Tagen bekommt der Igel keine Milch mehr. Bieten Sie dem Igel eine Futtermenge von ca. 150gr. – 200gr. an. Bitte füttern Sie einmal am Tag und das abends.

Was fressen Igel?

  • Rührei mit ganz wenig Öl und ohne Gewürze
  • Katzenfutter mit einem hohen Fleischanteil ohne Soße
  • Hähnchenfleisch (gekocht) oder Rinderhack gebraten ohne Gewürze
  • Wachsmottenlarven, Heimchen
  • Immer frisches Wasser in einem flachen Schälchen anbieten

Unterbringung:

In einem größeren Karton oder Hasenkäfig. Stellen Sie zusätzlich einen weiteren kleineren Karton (Haus) mit rein. Schneiden sie eine Tür (11x11cm) in den Karton, dass der Igel sich in sein Häuschen zurückziehen kann. Legen Sie die Unterbringung mit Zeitung aus und in dem Häuschen sollten eine Menge Papierschnipsel sein. Zerreisen Sie dazu eine Tageszeitung in längliche Streifen. Der Igel wird sich die Schnipsel  dementsprechend platzieren. Auf der anderen Seite der Unterbringung sollte der Fressplatz sein.

Ab wann kann ein Igel nach draußen?

Eine Auswilderung kann erst stattfinden wenn der Igel ein Gewicht von mindestens 650 gr. erreicht hat. Solange sollte der Igel auch nicht nach draußen gesetzt werden. Gerade wenn es anfängt zu frieren, geht der Igel in den Winterschlaf oder würde verhungern da es nicht mehr genug Nahrung für ihn gibt.

Wenn Sie die Möglichkeit haben den Igel wieder dahin zu bringen woher Sie ihn haben wäre dies das Beste, denn Igel haben ein sehr gutes Ortsgedächtnis natürlich nur, wenn dort keine Gefahrenquellen sind.

Grundsätzlich sollten die Igel im Herbst wieder ausgewildert werden. Steht jedoch der erste Frost an oder der Wintereinbruch und der Igel hat sein Gewicht noch nicht erreicht, muss das Findelkind bei Ihnen überwintern. Dazu stellt man das Gehege auf den Balkon, Terrasse oder in ein Gartenhäuschen. Die Temperaturen sollten nicht mehr als 6 Grad haben (dort wo das Gehege steht), denn bei diesen Temperaturen fällt der Igel in keinen Winterschlaf sondern nur in einen Dämmerschlaf. Vermeiden Sie auch bitte direkte Sonneneinstrahlung. Das Häuschen sollte mit sehr viel Zeitungspapier (innen)und eventuell von außen mit Stroh isoliert werden. Geben Sie dem Igel solange zu fressen, bis Sie sehen, dass er nichts mehr frisst. Stellen Sie dennoch bitte immer ein Schälchen mit Wasser und Katzentrockenfutter als Notfutter rein. Falls der Igel zwischendurch wach werden sollte, bieten Sie ihm Eiweißreiche Nahrung an.  Die eigentliche Auswilderung kann dann Ende April, Anfang Mai stattfinden.

Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie eine Wildtierstation in Ihrer Nähe.

  • Wichtig! Wenn Sie ein Wildtier finden und mit dem Gedanken spielen sollten, dass Sie das Tier selbst päppeln möchten, bedenken Sie immer es ist ein 24 Stundenjob und bedarf sehr viel Zeit und Verantwortung. Auch müssen Sie sich Rechtlich Informieren. Rechnen Sie bitte mit Tierarztkosten und Medikamentenkosten, und natürlich zusätzlich das Futter mit ein. Ein Wildtier sollte niemals alleine gehalten werden, es soll immer in der Phase wo es bei uns Menschen ist so artgerecht wie möglich gehalten werden. Rufen Sie nach einem Fund umgehend eine kompetente Stelle an die Ihnen weiterhelfen kann.
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